WOHER DER NAME REGENSTEIN KOMMT

Anno 479 toch de Königk Melverikus to Doringk myt Macht over den Hart,
(Im Jahre 479 kam der König der Thüringer, Melverikus mit Namen, mit einer großen Streitmacht (mit Macht) über den Harz,)

unde wolde de Sassen vordryven wedder uth dem Orde des Landes, vor dem Harte
(und wollte die Sachsen aus dem Landstrich vorm Harz vertreiben,)

dar nu Reghensteyn unde Warnigerode licht,
(dort, wo heute der Regenstein und Wernigerode liegt.)

unde de Sassen kemen öme underwegen in de Möte by dem Torppe Vedekenstidde,
(Aber die Sachsen (flohen nicht, sondern) kamen ihnen in der Nähe des Dorfes Vedekkenstedt (Veckenstedt) entgegen)

dar sloghen se de Doringk, dat der vele dot bleven, by vyff dusent,
(und schlossen die Thüringer ein, worauf fünftausend ihrer Feinde starben.)

de Königk to Doringk nam de Flucht, unde vele siner Lüde.
(Der König der Thüringer floh, mit vielen seiner Leute.)

Na düssen Stride gingen de Sassen to Rade,
(Nach diesem Streit gingen die Sachsen zu einem Ratsplatz (Gerichtsplatz),)

na deme dat yt vor dem Harte wat noch woyste was,
(der vor dem Harze liegt und berieten sich,)

unde geven eynem eddelen Manne, de was strytbar,
(und gaben einem edlen Mann, der sich im Kampf verdingte (der streitbar war))

unde wanede in dem Torppe to Veddekenstidde, de heyt Hateboldus,
(da er in der Schlacht vom Dorf Veckenstedt in erster Reihe stand, und Hatebold hieß)

eyne Stidde vor dem Harte to buwende, wur öne dat bet bevelle;
(eine Stätte vor dem Harz, die er bewohnen dürfe, eine, die ihm gerecht wird.)

so rechte he sick na örem Bode, unde reyth vor dem Harte here,
(So suchte er sich den verdienten Boden und ritt am Harz entlang,)

unde fand eynen groten Steynen-Berch, unde sprack, düsse Steyn iß gereghent,
(und fand einen großen, steinernen Berg und sprach: „Dieser Berg steht (wie ich) in erster Reihe!“)

darupp schall myne Woning wesen, unde buwede upp den Steyn eyne Borch,
(„Darauf soll meine Wohnstatt sein!“, und baute sich auf dem Stein eine Burg,)

unde wart geheten de Grave to Reghensteyne, unde buwede Blankenborch unde Heymborch.
(und ward seit dem, der Graf von Regenstein genannt und baute die Blanken- und die Heimburg.)

 

(umgangssprachlich verfasst von Carsten Kiehne nach Pröhle, 1886)