DIE KLEINE ROSSTRAPPE AM REGENSTEINMASSIV oder
"Wie man prüft, ob der Partner einen wirklich liebt!"

Kommt man vom Norden her, dem Felsmmassiv des Regensteins entgegen, sieht man aus dem Walde tretend, schroffe Felswände und zackige Klippen vor sich aufsteigen. Zwei kolossale Felsenpfeiler markieren den Eingang. Es heißt sie prüfen dich in deiner Absicht hindurchzugehen. Bist du reines Herzens kannst du passieren. Schon Manchem geschah es aber, dass Steine hernieder gingen - ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen.

Oben auf der kleinen Rosstrappe, prangen hunderte kleine Hufspuren, die eben der einzigartigen Rosstrappe überm Bodetal gleichen, nur viel kleiner sind.
Nein, hier sind nicht alle Prinzessinnen der deutschen Lande flüchtend von Klippe zu Klippe gesprungen. Vielmehr sollen sich einst Paare auf dem Felsen die ewige Liebe geschworen haben. Es gleiche einem "riesigen heidnischem Standesamt, zu dem die Jungfrauen in stürmischer Eile gestrebt sein sollen", schrieb Hoffmann.

War die "kleine Rosstrappe" also ein Hochzeitsort unserer Ahnen? Vielleicht! - Spannend ist auf jedenfall der Aspekt, dass sich das Wort Hochzeit vom mittelhochdeutschen hōhzīt (hōhgezīt) herleiten lässt und zunächst alle weltlichen bzw. kirchlichen Feste im großen Jahreskreis beschrieb.
Es waren die „hohen Zeiten“ zu denen die Menschen unter freiem Himmel zusammenkamen, feierten und tranken, Recht sprachen und sich berieten, den Göttern opferten, dankten und um Hilfe baten.

 

Manch eine junge Frau, findet den Gedanken vielleicht spannend, ihren Zukünftigen ins Felsentor unter der kleinen Rosstrappe zu stellen und die Wahrhaftigkeit seiner Liebe zu prüfen. Schwört er zwischen den Klippen seine Liebe und er überlebt's, weil kein Stein zu Boden geht, ist der Kerl es vielleicht wirklich wert, sich ihm oben in der Abendsonne hinzugeben. Wurde er aber beim Schwur erschlagen, war's um ihn nicht schade, hat das Los ihn doch für untauglich befunden!