Gedanken zum Harz und zur Zeit:

In der heutigen Situation wirkt der Harz auf mich wie ein ausgestreckter Riese, der über viele Jahrhunderte in einem dicken, alten Mantel eingehüllt war. Nun haben Motten diese Hülle zerfressen und die Reste verrotten langsam im Wetter. Es waren aber keine Motten im Stoff, es waren die Schädlinge im Wald. Wir hatten ihn durch Raubbau schon sehr krank gemacht.

Jetzt plötzlich sehen und erkennen wir bei dem Riesen wieder alle Berge und Täler, in voller Größe. Wir sehen sie wie seine Muskeln und Gelenke und auch die vielen Wunden, die wir ihm schon geschlagen haben. In der Natur können wir plötzlich wieder viele Einzelheiten entdecken, so wie bei einem menschlichen Körper.  Dort würden wir wieder kleine Haare, Falten oder auch Pickel und Warzen finden. Was haben wir Menschen nur aus dieser schönen Gegend gemacht. Fast auf jedem Berg muß noch ein Turm oder Gasthaus stehen. Steile Hänge sind von Straßen zerschnitten, Berge ausgehöhlt oder ganz abgetragen. Tiefe Löcher und Gruben und Schächte wurden gegraben und ganze Flüsse und Bäche verlegt.  Wir nennen es stolz „Kulturlandschaft“, was wir so geschaffen haben. Unsere Vorfahren gingen da einst viel sorgsamer zu Werke. Sie lebten mit der Natur. Wir heute leben nur noch von und in der Natur, wir nehmen uns alles das, was und auch so viel wir wollen. Wo sie uns stört, wird sie abgetragen oder betoniert.

Wir Menschen vermehren uns seit vielen Generationen ohne Verstand und Grenzen. Es gibt kein rationelles Einsehen über die Beschränkung der Anzahl der Menschheit. Es entstehen jedes Jahr mehr und größere Städte, wie Krebsgeschwüre. Sie wuchern und drohen ständig fast zu zerplatzen. Alle wollen dorthin und dort wohnen und das „Leben“ dort „genießen“. Täglich neuste Technik erleben und Drogen auskosten. Jedes brandneue Erlebnis wird dort angeboten und muß erprobt werden. Sie müssen dort alle mit allem versorgt werden, Speisen und Getränke, Energie und Frischluft und Wärme oder Kälte und vor allem Spiele gegen die Langeweile. Die Wissenschaftler versuchen zu berechnen, für wie viele Menschen die auf der Erde erzeugten Nahrungsmittel reichen könnten und was man alles so noch als Nahrungsmittel nutzen könnte. Die Welt um uns herum wird so immer schneller, immer heißer und immer wilder, so wie auch unser Klima. Die Erde selber wird diese Katastrophe überleben und einige der Menschen sicher auch. Die „Krone der Schöpfung“ hat sich jetzt zum eigenen Totengräber spezialisiert und lebt diesen Job inzwischen voll aus. Eventuell gibt es dann irgendwann wieder einmal eine neue Spezies auf der dann schon wieder anderen Erde. Ich wünsche ihr viel Glück.   

 

    Werner Körner